07.11.2025 • Jagd & Jäger

Eiskaltes Abenteuer

Die Erwartungen an unsere Winterjagd auf Steinböcke im Pamir-Gebirge waren beinahe so hoch wie die Berge selbst. Das Pamir-Gebirge in Tadschikistan aus mehreren steppenartigen Hochebenen in Höhen von 4.000 bis 5.000 Metern, die durch Gebirgsketten von etwa 5.000 bis 6.000 Metern Höhe voneinander getrennt sind, wobei einige Gipfel über 7.000 Meter hoch sind. Die Jagd in diesen Höhenlagen im Winter bedeutet, extremer Kälte von bis zu minus 35 Grad Celsius ausgesetzt zu sein, was höchste Anforderungen an unsere Vorbereitungen und Ausrüstung stellte.

Normalerweise denkt man bei der Vorbereitung bei der Pirsch in kalten Regionen zuerst an die Kleidung, aber tatsächlich sollte man der Waffe noch mehr Aufmerksamkeit widmen. Funktioniert sie bei extremer Kälte nicht, ist die Jagd vorbei.

Ich habe mich vorab mit einigen Experten beraten, obwohl keiner von ihnen praktische Jagderfahrung unter solch extremen Bedingungen hatte. Ihre Ratschläge waren gleichwohl unglaublich hilfreich und so begann ich mit der Vorbereitung meiner Blaser R8 Professional (Kaliber .300 Win. Mag.). Die Herausforderung ist, alle mechanischen Bauteile und den Lauf zu 100 Prozent zu „entölen“, da die meisten Waffenöle bei arktischen Temperaturen verdicken und schlammig werden. Außerdem kann Öl im Schlagbolzenkanal, das „gefriert“, zu Fehlzündungen oder einem vollständigen Versagen der Waffe bei Schuss führen. Das kann schlimmstenfalls lebensgefährlich sein. Verbleibt altes Öl in der Kammer, kann die Patrone einfrieren, sodass sich der Verschluss nicht mehr öffnen lässt.

Ich habe das gesamte Öl durch einen Büchsenmacher vor der Abreise entfernen lassen. Erhalten Sie Öl mit einer Temperaturbeständigkeit von minus 40 Grad, können Sie das Innere der Kammer leicht schmieren, um zu verhindern, dass Patronen einfrieren.
Kachel Bild 1
Kachel Bild 2
Kachel Bild 3

Während der Reise achte ich darauf, mein Gewehr bei Außentemperaturen aufzubewahren. Wenn wir in die Berge fahren, passt sich die Metalltemperatur die Jagdwaffe allmählich an die Umgebungstemperatur an, was ideal ist. Wenn möglich, bewahre ich die R8 in einer Dachbox oder im hinteren Teil des Kofferraums des Autos auf. Bei der Ankunft in der Jagdhütte und während der gesamten Jagd bringe ich die Büchse niemals in ein beheiztes Gebäude. Ich bewahre die R8 immer bei Außentemperaturen auf, in einem Vorraum, einem kalten Auto oder einem Schuppen.

Warum die Vorsicht? Bringt man die Jagdwaffe in ein warmes Gebäude, entsteht Kondenswasser, wenn man sie wieder in die Kälte transportiert. Hintergrund: Kondenswasser entsteht, wenn Wasserdampf in der Luft auf einer kalten Oberfläche zu Flüssigkeit wird. Warme, feuchte Luft kann, wenn sie durch eine kalte Oberfläche wie das Metall meiner Jagdwaffe abgekühlt wird, nicht mehr so viel Feuchtigkeit aufnehmen. Die überschüssige Feuchtigkeit bildet Mikrotröpfchen – Kondenswasser –, die bei Frost gefrieren.

Bevor die Jagd beginnt, teste ich das Gewehr immer auf die in den Bergen üblichen, weiteren Schussentfernungen, in der Regel 300 bis 400 Meter. Ich feuere nur die notwendige Anzahl von Schüssen ab, um eine Überhitzung zu vermeiden, und mache zwischen den Schüssen Pausen. Wenn ich bereit für die Jagd bin, klebe ich die Mündung ab, um zu verhindern, dass Schnee und Eis in den Lauf gelangen.

Vor der Reise trainiere ich das Schießen übrigens unter ähnlichen physikalischen Bedingungen wie denen, die während der Jagd zu erwarten sind. In den Bergen und bei Kälte schießt man fast immer liegend, daher habe ich immer ein Zweibein dabei. Ich trainiere auf den Entfernungen, auf die ich schießen werde und trage dabei die gleichen Jacken und Handschuhe, die ich auch während der Jagd verwenden werde. Ich habe immer eine Ballistik-App auf meinem Handy installiert und drucke meine ballistischen Daten aus, um sie zur schnellen Referenz am Gewehr anzubringen.

In den Bergen schießt man selten horizontal, daher ist es wichtig, die Ballistik für Aufwärts- oder Abwärtswinkel anzupassen. Das Schießen bei starkem Wind auf große Entfernungen ist nicht zu empfehlen, ich vermeide es deshalb.

Ein sehr wichtiger Punkt: Lassen Sie Ihre Finger während der Jagd niemals frieren. Wenn Ihre Hände gefroren sind, kann es unmöglich sein, das Gewehr zu bedienen. Ich benutze Einweg-Handwärmer und trage dünne Handschuhe unter meinen Daunenhandschuhen. Das funktioniert sehr gut.

Bei der Jagd in Tadschikistan hat dann alles gepasst. Die sorgfältige Planung vor und während der Reise waren die Grundlage für ein phantastisches Jagderlebnis, das zudem mit einem erfolgreichen Abschluss gekrönt wurde.
 
Text: Jens Kjaer Knudsen, Fotos: Thomas Lindy Nissen
Weiterführende Storys
07.11.2025 • Jagd & Jäger
Eiskaltes Abenteuer

Jens Kjaer Knudsen bereitet sich mit seiner R8 auf die extreme Winterkälte des Pamir-Gebirges vor. 

16.10.2025 • Community
Schwedische Hirsche
Die gemeinsame Jagd während der Hirschbrunft schafft unvergessliche Erinnerungen. 
09.10.2025 • Jagd & Jäger
Eine-Million-Schuss-Flinte

Haben Sie sich bereits gefragt, wie viele Schüsse Sie mit Ihrer F3 abgeben können? Dann lesen Sie weiter. 

18.09.2025 • Jagd & Jäger
Backbone Test

Das Blaser Ultimate Backbone Tragesystem ist sehr komfortabel, findet Tester Robin Maas.

Kostenloser Versand ab 50 €
Unter 50 € beträgt der Versand 4,99 €
Offizieller Shop
Produkte und Service aus erster Hand
Kostenloser Rückversand
Schnell und bequem über Ihr Benutzerkonto